Scroll Top
Comfort Food

🍲 Comfort Food: Warum Kartoffelbrei das Herz wärmt – und wie wir lernen, anders zu kuscheln

Hand aufs Herz: Wer hat schon mal Liebeskummer mit Sellerie-Sticks bekämpft? Eben. Comfort Food – das sind die kulinarischen Pflaster für unsere Seele. Von Omas Apfelstrudel bis zur Portion Pommes: Diese Gerichte spenden Wärme, Trost und Geborgenheit. Doch was steckt dahinter, und warum greifen wir nicht nur aus Hunger, sondern aus emotionalen Gründen zum Teller?


Warum wirkt Comfort Food ĂĽberhaupt?

Die Ernährungspsychologie hat dazu spannende Antworten.

Neurochemie im Kopf:
Kohlenhydratreiche Speisen fördern die Serotoninproduktion – unser stimmungsaufhellendes Hormon. Gleichzeitig sorgt das Belohnungssystem für Dopamin-Ausschüttung, wenn wir vertraute, leckere Dinge essen. Kurz: Ein Bissen Kartoffelbrei kann im Gehirn fast wie eine kleine Umarmung wirken.

Erinnerung & Geborgenheit:
Viele von uns verbinden Comfort Food mit Kindheit und FĂĽrsorge. Wer frĂĽher HĂĽhnersuppe bekam, wenn er krank war, greift auch als Erwachsener instinktiv dazu, wenn er Trost braucht. Psychologisch betrachtet sind diese Speisen also Erinnerungs-Anker.

Stressreduktion:
Studien zeigen, dass emotionales Essen kurzfristig sogar den Stresshormonspiegel senken kann. Nach einem harten Tag ist die Pizza deshalb oft verlockender als der Salat – sie wirkt wie eine Art Selbstmedikation.

👉 Comfort Food ist also keine Einbildung, sondern ein Zusammenspiel von Biochemie, Psychologie und Biografie – serviert auf einem Teller.


Comfort Food – eine kulinarische Weltreise

Noch spannender wird es, wenn wir uns anschauen, wie Comfort Food weltweit aussieht:

  • USA: Mac & Cheese – cremig, käsig, Kindheit pur

  • Japan: Eine dampfende Schale Ramen wärmt Bauch und Herz.

  • Frankreich: Schon eine Crème brĂ»lĂ©e kann nostalgische GefĂĽhle auslösen.

  • Deutschland: Kartoffelbrei mit SoĂźe – oder, Hand aufs Herz, die gute alte Currywurst.

Comfort Food ist also weit mehr als ein Gericht. Es ist ein Stück Identität, eine kulturelle Kuscheldecke, die uns daran erinnert, wo wir herkommen.


Die Schattenseite: Wenn Comfort Food zur Dauerlösung wird

Ein Hamburger zwischendurch ist kein Problem – er gehört zum Leben wie Regentage. Doch die Forschung zeigt: Wenn emotionales Essen ständig zur ersten Wahl bei Stress oder Traurigkeit wird, summieren sich die Effekte.

Langfristig kann das zu Gewichtszunahme, metabolischen Problemen oder dem Gefühl führen, dass Essen zur einzigen Strategie geworden ist, mit Emotionen umzugehen. Das Problem ist weniger das Gericht selbst, sondern die innere Haltung: „Ach, heute ist’s egal.“ Wenn dieses Muster zum Dauerbegleiter wird, verliert Essen seine eigentliche Rolle – und wir unsere Balance.


Andere Wege, mit Emotionen umzugehen

Die gute Nachricht: Wir sind nicht allein auf Kartoffelbrei angewiesen. Es gibt viele andere Möglichkeiten, unser Bedürfnis nach Trost und Geborgenheit zu stillen:

  • Achtsamkeit: Ein kurzer Stopp mit der Frage „Esse ich gerade Hunger oder Herzschmerz?“ schafft Bewusstsein und Handlungsspielraum.

  • ZĂĽricher Ressourcenmodell (ZRM): Neue, stärkende Strategien können genauso beruhigen wie Schokolade.

  • Alternative Kuscheldecken: Ein Spaziergang, ein warmes Bad, Musik, ein gutes Gespräch oder einfach mal Stille können ähnliche GefĂĽhle von Geborgenheit erzeugen.

So wird Comfort Food von der „einzigen Antwort“ zu einer von vielen Optionen, wie wir uns selbst gut versorgen können.


Balance statt Verzicht

Wichtig ist: Comfort Food muss nicht vom Speiseplan verschwinden. Pommes & Co. darf bleiben! Aber eben bewusst genossen, als eine Form der Selbstfürsorge – nicht als Dauerlösung für jede Lebenslage.

Denn genau das ist die gesunde Mitte: Essen als Energiequelle, Genussmoment und Ausdruck von achtsamem Essverhalten, statt als Automatismus gegen jede Emotion.


Fazit

Comfort Food ist wunderbar. Es wärmt, tröstet und verbindet uns mit schönen Erinnerungen. Doch es sollte nicht die einzige Kuscheldecke unseres Lebens sein. Die Ernährungspsychologie zeigt: Wir können lernen, unsere Emotionen auch anders zu regulieren – mit Achtsamkeit, Selbstfürsorge und neuen Strategien, die unser Wohlbefinden langfristig stärken.


👉 Dein nächster Schritt

Genau um diese Balance zwischen Genuss, Achtsamkeit und Sinn geht es auch in meinem Online-Kurs Essen mit Sinn.
➡️ Hier klicken und mehr erfahren


📚 Quellen (Auswahl)

  • Wurtman, R. J., & Wurtman, J. J. (1995). Brain serotonin, carbohydrate-craving, obesity and depression. Obesity Research.

  • Epel, E., et al. (2001). Stress may add bite to appetite in women: a laboratory study of stress-induced cortisol and eating behavior. Psychoneuroendocrinology.

  • Volkow, N. D., et al. (2011). Reward, dopamine and the control of food intake: implications for obesity. Trends in Cognitive Sciences.

  • Troisi, J. D., & Gabriel, S. (2011). Chicken soup really is good for the soul: „Comfort food“ fulfills the need to belong. Psychological Science.

Hinterlasse einen Kommentar